Woher kommt der Begriff Wikinger eigentlich?
Der Begriff "Wikinger" leitet sich wahrscheinlich von dem altnordischen Verb "víkingr" ab, was so viel wie Rauben, Plündern oder auf Beutezug sein heißt. Auch das lateinische Wort "vicus“, womit fahrende Männer gemeint sind, die mit dem Schiff verschiedene Orte / Häfen ansteuern, kann bei der begrifflichen Einordnung eine Rolle spielen.
Wikinger – wer waren sie überhaupt?
Auf diese Frage gibt es keine eindeutige Antwort, denn klar ist, die Wikinger waren bereits nach wenigen Jahrhunderten kein einheitliches Volk mehr, sondern eine bunte Mischung aus Völkergruppen aus der ganzen Welt. Ihren Ursprung haben sie jedoch in Skandinavien (Norwegen, Schweden, Dänemark), denn von dort machten sie sich als lose Gefolgschaften nach Mittel- und Südeuropa auf, um auf Beutezug zu gehen und neue Siedlungsräume zu finden.
Als ärmliche Bauern und Siedler führten die Skandinavier kein leichtes Leben, sodass sich handeltreibende Wikinger zu einer wichtigen Informationsquelle entwickelten. Von diesen Händlern erfuhr man von schlecht bewachten Reichtümern im unbekannten Mitteleuropa, was sie zu verheißungsvollen Touren aufbrechen ließ. Von da an machten sie regelmäßig Europas Küsten unsicher.
Für ihre unerbittlichen Raubzüge sind sie bekannt, doch viele von ihnen lebten als friedliche Händler und Bauern, sodass Expeditionen auch für Tauschgeschäfte genutzt wurden. Sie liefen Inseln und Küstengebiete an, kolonialisierten diese teilweise und bauten in Europa und im Orient Handelsnetzwerke aus. Hier standen die Geschäfte im Mittelpunkt und Güter wie Honig, Bernstein, Felle, Tierhäute, Wachs und Waffen sollten gegen Silber, Seide, Brokat, Gewürze, Edelmetalle, Helme und Rüstungen getauscht werden.
Wie konnten sich die Wikinger so schnell ausbreiten?
Ein Grund dafür sind die Wikingerschiffe, die sogenannten Langschiffe, mit denen sie sich an guten Tagen mit 15 – 17 Knoten (ca. 30 km/h) fortbewegen konnten. Das Geheimnis dieser schnellen Schiffe war der lange, schmale Körper, der von einem Kiel stabil gehalten wurde und gleichzeitig waren sie so leicht, dass man sie an Land tragen konnte. Dadurch, dass das Langschiff doppelendig war, konnte man in beide Richtungen segeln, ohne aufwändige Wendemanöver durchführen zu müssen.
Diese Wendigkeit und einfache Navigation waren ein entscheidender Vorteil in unwegsamen Gewässern. Gebaut wurden die Schiffe aus überlappenden Eichenplanken, die zusammengenagelt und mit mehreren Schichten Teerwolle und manchmal auch Haaren, geschützt wurden. Die Ruder der Schiffe waren von ihrer Länge her fast so lang wie das gesamte Boot, später vereinten sich dann die Ruder- und Segelkraft. Ihre Schiffe waren von so großer Bedeutung, dass Wikinger oftmals mitsamt ihrer Kleidung, Schmuck und sogar ihren Tieren in Bestattungsschiffen begraben wurden. Grabstätten und viele andere Relikte aus der Wikingerzeit, die auf 793 n. Chr. bis 1066 n. Chr. datiert wird, können auch in zahlreichen Museen in Dänemark besichtigt werden.
Was ist das sogenannte Danegeld?
Das Danegeld wurde damals von den Wikingern auf die Länder erhoben, die sie überfallen hatten. Mithilfe der Zahlung dieser Steuer konnten Herrscher sichergehen, dass ihre Region nicht angegriffen wird. Auch viele Inschriften auf Runensteinen berichten davon, dass europäische Herrscher mit der Zahlung des Danegelds versuchten, sich ihren Frieden zu erkaufen.
Was sind eigentlich Runen und Runensteine?
Die Wikinger hatten ihr eigenes Alphabet, welches auf der germanischen Runenschrift basiert und auch „futhark“ genannt wird (Die Runen f-u-th-a-r-k befanden sich in der ersten Buchstabenreihe und gaben diesem Alphabet dadurch seinen Namen). Historische Ereignisse und die heldenhaften Taten bestimmter Anführer und ihrer Gefolgschaft wurden mit diesen Runen in Steine eingeritzt, woher der Begriff „Runensteine“ kommt. Vieles, was wir heute über die Wikinger wissen, stammt von diesen Runeninschriften, die in ganz Skandinavien, den britischen Inseln oder auch am Schwarzen Meer gefunden wurden. Bekannte Runensteine in Dänemark können beispielsweise in Jelling bei Vejle besichtigt werden.
Was genau ist ein Jarl?
Ein Jarl beschrieb von der Germanischen Eisenzeit bis ins Hochmittelalter einen Fürstentitel in den nordischen Ländern und ist quasi vergleichbar mit dem englischen „Earl“ oder dem deutschen Grafen. Erstmals tauchte der Begriff im 5. Jahrhundert in Runeninschriften auf, welche von der Mitte Norwegens, bis nach Südschweden und Fünen zu finden sind. Dort ist der Begriff unter dem Wort erilaR mit einem betonten ek (= ich) davor zu finden und oft nennt sich der Jarl auch mit seinem Namen, woraus zu schließen ist, dass es sich um einen Titel handelt. Da die Inschriften sehr selten zu finden sind, spricht es ebenfalls dafür, dass es nur einen kleinen Nutzerkreis gab, welcher einen hohen Rang und Bildungsgrad gehabt haben muss.
In der frühen Wikingerzeit waren die Bewohner in Sippen und Familienverbänden organisiert und es gab einen hohen Familienehrenkodex. Die Rangordnung in der Sippe war ebenfalls von Bedeutung, denn mächtige Sippen hatten einen klaren Anführer, den Jarl. Die mächtigsten und tapfersten Jarle wurden zu einer Art Häuptling gewählt und mussten ihre Stellung immer wieder behaupten.
Woran glaubten Wikinger?
Vor der Christianisierung hatten die Wikinger ihren eigenen Glauben, der unter der nordischen Mythologie bekannt ist. Götter wie z.B. Odin und Thor standen im Mittelpunkt. Die Wanen waren hierbei das ältere und friedliche der beiden Göttergeschlechter, während die jüngeren Asen das kriegerische Geschlecht darstellten. Aus ihm entstammt der einäugige Göttervater Odin, ebenso wie der bei den Wikingern sehr beliebte Thor, der Gott des Donners, mit seinem Hammer Mjölnir.
Die angesehenste Art zu damaliger Zeit aus dem Leben zu scheiden, war es, im Kampf zu sterben, denn nach solch einem Tod kam man nach Walhalla, einer prächtigen Halle in Asgard, die von Odin regiert wird.Hier erwarten die tapfersten aller Gefallenen den Beginn Ragnaröks (das Ende der Welt), um dann unter Odin selbst in ihren wichtigsten Kampf zu ziehen. Täglich wurden dafür Kampfübungen vollzogen und abends große Feste gefeiert, sodass der Tod auf Grund ihrer göttlichen Vorbilder also nichts Erschreckendes für die Wikinger war. Je nach Rang des Toten finden sich Hügelgräber, in denen der Tote in einem Schiff beigesetzt wurde, aber es gab auch Seebestattungen, bei denen der Leichnam auf einem brennenden Schiff auf das Meer hinausgeschickt wurde.
Was ist Ragnarök überhaupt?
Den Göttern ist es trotz ihrer Macht vorherbestimmt, am Ende in einem großen Kampf gegen die Riesen und Ungeheuer unterzugehen: Ragnarök, das Ende der Welt. Ragnarök stellt aber nicht nur das Ende der Welt dar, sondern ist auch ein Neuanfang, denn in ihrem Kampf gegen das Böse bereiten sie auch den Weg für eine neue Welt vor.
Ferner glaubten die Wikinger an den Weltenbaum Yggdrasil, der den gesamten Kosmos der Lebenden, Toten und Götter umfasst. Diese Esche sollte nach dem Glauben auch Ragnarök überstehen und in ihren Zweigen einen Mann und eine Frau beschützen, aus denen das neue Menschengeschlecht entsteht.
Bis zum 10. oder 11. Jahrhundert waren die meisten Nordmänner zum Christentum konvertiert, aber dennoch waren viele heidnische Vorstellungen noch bis weit ins Mittelalter verbreitet.
Welche Rolle hatte die Frau bei den Wikingern inne?
Auch in der Wikingergesellschaft gab es nicht nur die eine Rolle der Frau, sondern große Unterschiede je nach Regionen. Die verschiedenen Positionen, von der Sklavin bis zur Hausherrin, zeigen, wie vielschichtig die Gesellschaft war und manche Frauen trugen wahrscheinlich auch durch Viehhaltung zum Einkommen der Familie bei. Dies war bei einer bäuerlichen Lebensweise eine der wichtigsten Einkommensquellen. Möglicherweise war die Wikingergesellschaft also gleichberechtigter, als andere Kulturen zu dieser Zeit und Frauen und Männer trugen gleichermaßen zum Überleben der Gruppe bei.
Ab dem 8. Jahrhundert entwickelte sich auch das sogenannte Schlüsselrecht, was besagt, dass die Frau das Recht hatte, über den Hausstand zu entscheiden oder ihren Mann bei Streit oder Unrecht auch nicht ins Haus hineinlassen zu müssen. Eine Schriftquelle aus dem 10. Jahrhundert verdeutlicht ebenfalls, dass eine Frau sich ihren Mann selbstbestimmt aussucht und dies nicht vom Vater entschieden wird. Der Schlüssel ist also ein Symbol, welcher die wichtige Rolle der Frau, auch als Hausherrin, betont; daher wurde dieser auch für alle gut sichtbar am Gürtelgehänge befestigt. Beim Tod einer Frau wurden meist symbolische Zierschlüssel mit ins Grab gegeben.
Inschriften auf Runensteinen verdeutlichen zudem, dass der Status einer Person weniger an das Geschlecht, sondern eher an Reichtümer gebunden war. Hier findet man Wikingerfrauen jedoch eher im Zusammenhang mit ihren Ehemännern, die eine spezielle Position innehatten. Doch manche Frauen betätigten sich auch als Kämpferinnen und machten sich einen Namen, selbst wenn dieses nicht häufig vorkam. Durch das Heiraten reicher Männer und manchmal auch - nach Scheidung - von weiteren reichen Männern, war es den Frauen zudem möglich, an Einfluss und Status zu gewinnen und zu großen Reichtum zu kommen.
Viele Wikinger-Attraktionen in Dänemark warten auf Sie!
Bork Vikingehavn – Bork Wikingerhafen in Bork Havn
Der Bork Wikingerhafen ist einer der Ausstellungsorte des Ringkøbing-Skjern Museums, welches im Jahr 2000 erbaut wurde. Mehr Informationen zu dem teilweise sogar belebten Museum gibt es hier auf der Seite "Ringköbing Fjord" im dk-ferien Reiseführer.
Museet Ribes Vikinger – Museum über die Stadt Ribe zur Wikingerzeit
Im Jahr 700 wurde bei Ribe ein Marktplatz angelegt, so dass tausende von Fundstücken bei den Ausgrabungen in der Umgebung davon zeugen, dass hier Wikinger gelebt und gehandelt haben. Mehr Informationen zu dem Stadtmuseum mit dem Schwerpunkt auf die ganz persönliche Wikingerzeit gibt es hier auf der Seite "Ribe" im dk-ferien Reiseführer.
Ribe VikingeCenter
Im Ribe Wikingerzentrum gibt es viele Informationen, Shows und Mitmachaktionen zum Thema Wikinger. Mehr Informationen zu dem liebevoll gestalteten Museum für die ganze Familie gibt es hier auf der Seite "Ribe" im dk-ferien Reiseführer.
Moesgaard Museum in Højbjerg bei Aarhus
Im Moesgaard Museum geht ein jeder auf ganz persönliche Entdeckungsreise in die Wikingerzeit, denn man folgt mit persönlichen Erzählungen von den Wikingern im Ohr durch die engen Gassen von Aros, dem Aarhus der Wikingerzeit. Weitere Informationen zu diesem ganz besonderen Museum gibt es hier auf der Seite "Aarhus Bucht" im dk-ferien Reiseführer.
Vikingemuseet Fyrkat – Wikingermuseum Fyrkat in Hobro
Die Ringburg Fyrkat, wurde 980 unter dem König Harald Blåtand (Harald Blauzahn) gebaut. Heute existieren keine der fünf ursprünglichen Ringburgen mehr, aber bei Fyrkat markiert ein Erdwall die Ringburg und die Anlage wurde um rekonstruierte Bauten erweitert. Weitere Informationen zu der ehemaligen Ringburg und dem dort ansässigen Museum gibt es hier auf der Seite "Aalborg Bugt" im dk-ferien Reiseführer.
Vikingemuseet Lindholm Høje bei Aalborg
Das Gräberfeld Lindholm Høje ist eines der schönsten Denkmäler der jüngeren Eisenzeit und Wikingerzeit. Verwendet wurde das Feld vom Jahr 400 n. Chr. bis zum Jahr 1000 n. Chr., die vielen Steinsetzungen beim Gräberfeld markieren fast 700 Brandgräber. Weitere Informationen zu dem beeindruckenden Gräberfeld sowie dem dazugehörigen Wikingermuseum gibt es hier auf der Seite "Aalborg" im dk-ferien Reiseführer.
Wikingerburg Aggersborg bei Løgstør am Limfjord
Aggersborg ist Dänemark größte Wikingerburg und liegt hoch am Hang zwischen der Kirche von Aggersborg und dem Limfjord. Heute zeigt sich die beeindruckende Größe der Anlage immer noch durch einen Ringwall. Weitere Informationen zu der beachtlichen Anlage sowie zu den Bauten und dem Museum gibt es hier auf der Seite "Limfjord" im dk-ferien Reiseführer.
Runensteine von Jelling bei Vejle
In der Nähe der Vejle liegt der kleine Ort Jelling, in dem noch heute beeindruckende Runensteine aus der Wikingerzeit zu bestaunen sind, die auch über die Landesgrenzen hinaus sehr bekannt sind. Weitere Informationen zu Dänemarks wohl berühmtesten Steinen gibt es hier auf der Seite "Vejle" im dk-ferien Reiseführer.
Wikingerburg Nonnebakken bei Odense
Die Wikingerburg Nonnenbakken war einst eine prächtige Burg vom Trelleborgtyp, die vom berühmten König Harald Blauzahn um das Jahr 980 errichtet wurde und sich mitten im Zentrum von Odense befand. Weitere Informationen zu der "begrabenen" Wikingerburg gibt es hier auf der Seite "Odense" im dk-ferien Reiseführer.
Wikingermuseum Ladby in der Nähe von Odense
Das Wikingermuseum Ladby erzählt die Geschichte der Könige der Vergangenheit und das Leben in der Welt der Wikinger. Weitere Informationen zu dem geschichtlich spannenden Museum gibt es hier auf der Seite "Odense" im dk-ferien Reiseführer.
Wikingerburg Trelleborg bei Slagelse auf Seeland
Auf Westseeland kann das Wikingerschloss Trelleborg bei Slagelse besucht werden. Trelleborg wurde um das Jahr 980 von König Harald Blauzahn erbaut und noch heute sind die Reste der großen Königsburg im Gelände gut sichtbar. Im Gegensatz zu den anderen vier Burgen in Dänemark, ist Trelleborg die am besten erhaltene Burg, die zeitliche Datierung wird anhand des Holzes aus den Wassergräben hergeleitet. Der Baum wurde zwischen August 980 und Mai 981 gefällt und es ist daher sicher, dass in diesem Jahr am Außenwall gearbeitet wurde. Wie lange genau der gesamte Bau gedauert hat, ist nicht sicher bekannt. Heutzutage gibt es viele weitere Informationen im angrenzenden Museum, auch kann die Wikingerzeit bei Festen und Veranstaltungen nacherlebt werden.
Wikingerschiffsmuseum Roskilde
Dieses Museum hat seinen Schwerpunkt auf Schiffe, Seefahrt, Bootsbaukultur und maritime Handwerke in Altertum und Mittelalter gelegt. Die Wikingerschiffshalle, wo die fünf bekannten Wikingerschiffe von Skuldelev ausgestellt sind, wurde bereits 1969 eröffnet. In diesem Museum kann auf der Bootswerft aber auch zugeschaut werden, wie ein neues Wikingerschiff gebaut wird und im Sommerhalbjahr kann sogar selbst das Handwerk der Wikinger ausprobiert werden.
Dänisches Nationalmuseum in Kopenhagen
Im Dänischen Nationalmuseum können neben zahlreichen anderen geschichtsträchtigen Ereignissen auch viele Spuren der Wikinger bestaunt werden. Wertvolle Originale aus der Wikingerzeit, wie Schmuck, Münzen, Waffen oder Runensteine werden in Ausstellungen präsentiert und geben dadurch spannende Einblicke in einen sehr wichtigen Teil der vielschichtigen dänischen Historie.
Wikingerburg Borgring bei Køge, südlich von Kopenhagen
Erst im Jahr 2014 haben Archäologen die bisher verborgende Wikingerburg Borgring auf einem Feld in der Nähe von Køge final analysieren und datieren können, sodass nach ihren Proben endlich klar war, dass es sich hierbei ebenfalls um eine Ringburg von König Harald Blauzahn aus dem Jahre um und bei 890 handeln muss. Die symmetrische Form der Ringburg (144 m Durchmesser) wird heute durch hohe Cortenpfähle verdeutlicht, die den mutmaßlich geplanten Querschnitt der Wallanlage andeuten. Ein neues Forschungs- und Erlebsniszentrum, welches 2024 fertiggestellt werden soll, informiert künftig über die Ringburgen und über viele weitere spannende Details auf der Wikingerzeit.