Auf einer Insel lange vor unserer Zeit...
Für viele, die sich mit Dänemark beschäftigen und das kleine Königreich als herrliches Urlaubsziel sehen, ist es beim ersten Mal kaum zu glauben, wenn die Sprache auf die raue und unwirtliche Vergangenheit des Landes kommt. Heute ist das Klima schließlich recht gemäßigt in diesen Gefilden, es gibt milde Winter und schöne Sommer. Allerdings war auch Dänemark einst direkt von der Eiszeit betroffen und unzählige Volksstämme zogen über die flache Landmasse hinweg, um einen guten Siedlungsplatz zu finden.
Zu solchen Stellen gehörte wohl auch die kleine Moräneninsel Hjarnø - auf dem gerade einmal 3,2 km² großen Eiland wurden unterschiedlichste Funde von Rentierjägern gemacht, die auf 9.500 Jahre v.Chr. zurückdatiert werden konnten. Heute liegen viele der einstigen Siedlungen an der Küste unter Wasser, es werden aber immer noch Werkzeuge und Gebrauchsgegenstände aus längst vergangenen Zeiten an Land gespült.
Wikinger - Seefahrer selbst über den Tod hinaus
Hjarnø war nicht nur für die eben erwähnten Jäger ein interessanter Siedlungsplatz, sondern später auch für die tapferen Wikinger, die von Hjarnø im Horsens Fjord problemlos in See stechen konnten. Wie sehr die Nordmänner mit dem Meer verbunden waren, ist auch heute noch auf dem kleinen Eiland zu erkennen: gleich 10 Steinsetzungen in Schiffsform (eine Art der Grabbeisetzung) befinden sich am Strand im Südosten des Eilandes und entführen einen allein durch ihren Anblick in die rauen Zeiten der Wikinger.
Bis ins Jahr 1930 noch gab es auf Hjarnø viel mehr dieser Gräber, die teilweise sehr deutlich durch das präzise Legen von Steinen die Form eines Schiffes besaßen, dann allerdings für Küstenbefestigung und Baumaßnahmen benutzt wurden. Die einst hohe Anzahl an Schiffssetzungen verwundert nicht, denn schließlich wurden nicht nur für die Fürsten solche Gräber geschaffen, sondern auch für die mutigen Krieger, die ihren Herren bis in den Tod und somit in die heiligen Hallen von Walhalla folgten. Durch diese Art der Beisetzung sollte der Verstorbene die Möglichkeit haben, mit dem Schiff auf die andere Seite in die Halle des Ruhmes zu segeln und auf dem Weg dorthin die noch lebenden Krieger daran erinnern, was ihre Aufgabe auf Erden ist.
Kleine Insel, große Erholung
Heute ist Hjarnø immer noch ein sehr flaches Eiland, dessen höchste Erhebung gerade einmal 7 Meter misst und der größte Teil von Feldern und Wiesen bedeckt ist. Derzeit leben gerade einmal um die 108 Menschen auf der Moräneninsel und viele von ihnen gehen einer Tätigkeit auf dem Festland nach. Durch die hervorragende Fährverbindung zwischen Hjarnø und Snaptun verkehrt 29 mal am Tag eine Fähre hin und her, die maximal 6 PKW mitnehmen kann und gerade einmal 7 Minuten für die Überfahrt benötigt. So können die Inselbewohner zumindest ihren Arbeitsmittelpunkt auf Jütland haben und kehren anschließend wieder auf ihr idyllisches Eiland zurück.
Denn diejenigen, die einmal auf Hjarnø leben, werden hier auch sterben, weil es der schönste Platz auf Erden ist. So wird es auf jeden Fall gerne erzählt, wenn ein Insulaner stolz von "seinem" Eiland spricht. Und wer die Schönheit der Natur jeden Tag aufs Neue genießen kann, wer nicht viele Nachbarn braucht und doch jeden kennt, wer sein Kind in eine Klasse mit acht Schülern schicken möchte und sich auf die regelmäßigen Veranstaltungen im Versammlungshaus freut, für den ist Hjarnø gewiss das reinste Paradies.
Probier's mal mit Gemütlichkeit
Für all diejenigen, die zumindest einmal auf Zeit dieses Lebensgefühl erfahren möchten, für die bietet sich neben einem Tagesauflug auch ein mehrtägiger Urlaub an. Im Sommer können Kleinigkeiten und Brötchen direkt auf Hjarnø eingekauft werden und wenn doch einmal etwas fehlt, kann es direkt im Laden bestellt werden. Auch hat ein Restaurant mit regionalen Gerichten täglich geöffnet. In den Wintermonaten kann im Hafen von Snaptun alles bestellt werden, was für das tägliche Leben benötigt wird und anschließend wird die Ware bequem nach Hjarnø geliefert.
Erholung und Entschleunigung stehen auf Hjarnø also an erster Stelle, allerdings versprechen diverse Freizeitmöglichkeiten auch einen abwechslungsreichen Urlaub: neben Baden, Spazierengehen, Radfahren, Angeln, Surfen, Reiten und Einkaufsbummeln kann in einer Stunde Fahrzeit zum Beispiel das Legoland, das prähistorische Museum bei Moesgaard und das Hans-Christian-Andersen-Museum in Odense erreicht werden. In nächster Nähe befinden sich zudem interessante Galerien und Museen, mittelalterliche Kirchen, große Naturschutzreservate, Schwimmhallen und Golfplätze und alljährlich findet im Sommer in Horsens das "Europäische Mittelalterfestival" statt.